Der Professorinnenbenchmark

Posted on März 12, 2010 von

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In einem noch unveröffentlichtem Artikel (Swiss Political Science Review, 16(2), 2010) befassen sich Fabrizio Gilardi (UZH) und Thomas Bernauer (ETHZ) mit der internationalen Sichtbarkeit der Schweizer Politikwissenschaft.

Die internationale Präsenz wurde zu einem der wichtigsten Orientierungswerte um die akademischen Leistungen der Professoren und Professorinnen zu messen. Studien belegen: Die Sichtbarkeit hat einen signifikanten Effekt auf die Karrieren der Akademikerinnen.

Die Daten wurden aus zwei unterschiedlichen Quellen gewonnen: Zum einen aus dem ISI Web of Knowledge. Dieses enthält 2’100 peer-reviewed Journals aus 50 sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Zum anderen durchforsteten die Autoren  Google Scholar, welches neben Journals auch Monographien, Konferenzbeiträge, Artikel in Sammelbänden und nicht-englischsprachige Publikationen auflistet.

Grafik 1 (Quelle: Bernauer/Gilardi SPSR 16(2), 2010)

Die Grafik zeigt die internationale Sichtbarkeit aufgeteilt nach Instituten. Während die Positionen der neun Institute untereinander teilweise variieren, bleiben die Grundtendenzen konstant: Die Universität Lausanne, das IDHEAP und das IHEID zeigen eher wenig Präsenz. Hingegen ist die Sichtbarkeit der Universitäten Zürich und Luzern und der ETHZ überdurchschnittlich. Die Boxplots in Grafik 1 weisen aber auf eine grosse Streuung hin: Offensichtlich ballen sind publikationsstarke ProfessorInnen nicht in einem einzelnen Institut.

Spannende Resultate liefert die Untersuchung auch bei der Analyse der akademischen Karrieren: Der Publikationsoutput junger Professorinnen ist verständlicherweise noch relativ gering. Bei Professoren, welche vor ca. 10-20 Jahren promovierten, steigt dieser Wert stark an. Ältere Professorinnen (Diss. vor mehr als 25 Jahren) sind hingegen deutlich weniger Publikationsfreudig als ihre jüngeren Kollegen. Diese Ergebnisse lassen zum einen auf einen unterschiedlichen Output im Verlaufe einer akademischen Karriere, zum anderen aber auch auf Kohorteneffekte schliessen: Die relativ jungen Professorinnen gewöhnen sich offenbar schnell an die steigende Bedeutung der akademischen Präsenz.

Quelle: Bernauer/Gilardi SPSR 16(2), 2010

Tabelle 1 (Quelle: Bernauer/Gilardi SPSR 16(2), 2010)

Da Bernauer und Gilardi um die Wichtigkeit der Publikationen wissen, stellen sie schliesslich eine zusammenfassende Tabelle mit Richtwerten zur Verfügung. Eine Berufung soll zwar nicht vom Erreichen dieser Werte abhängig sein. Gemäss den Autoren muss die Publikationsliste im Anstellungsverfahren aber ein wichtiger Faktor sein.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Wo steht deine Liebligsprofessorin?